Nur gemeinsam gelingt die Mobilitätswende – Politik, Wirtschaft und Gesellschaft sind gefordert, neue Wege zu gehen.
Wie gelingt der Wandel von der Verbrennung zur Zukunft? Unter dieser Leitfrage lud der Ortsverband Feuerbach von BĂĽndnis 90/Die GrĂĽnen am 30. September 2025 zu einer gut besuchten Podiumsdiskussion im BĂĽrgersaal des Freien Musikzentrums (FMZ) Feuerbach ein.
Im Mittelpunkt stand die Transformation der Automobilindustrie – ein Thema, das kaum eine Region so direkt betrifft wie Stuttgart, das Herz der Mobilität von gestern, heute und morgen.
Ein starkes Podium fĂĽr ein starkes Thema

Auf Einladung der GrĂĽnen und unter der stringenten Moderation von Monica Hettrich – Sprecherin OV Feuerbach – diskutierten:
- Bernd Grube, Personalleiter PS, Robert Bosch GmbH
- Matthias Pfeiffer, Wirtschaftsförderung der Stadt Stuttgart
- Prof. Dr. Martin Wietschel, Fraunhofer-Institut
- Tayfun Tok MdL, wirtschaftspolitischer Sprecher der GrĂĽnen im Landtag
- Klaus-Dieter Hoeflich, Betriebsrat der Robert Bosch GmbH Feuerbach
Die Gäste zeigten, dass der Wandel zur klimaneutralen Mobilität uns alle betrifft – Industrie, Politik, Beschäftigte und Gesellschaft gleichermaßen.
Zwischen Strukturwandel und Aufbruch
Rund 200.000 Arbeitsplätze in der Region Stuttgart hängen direkt oder indirekt an der Automobilbranche. Der Druck zum Umdenken ist groß. Bosch z.B. plant in den kommenden Jahren über 13.000 Stellen abzubauen. Doch bei aller Verunsicherung war der Abend von einer klaren Botschaft geprägt: Der Wandel ist unausweichlich, aber er kann gerecht und chancenreich gestaltet werden.
Energie, Wasserstoff und die richtigen Prioritäten
Prof. Dr. Martin Wietschel machte deutlich: Die Herstellung synthetischer Kraftstoffe wird in Zukunft trotz erheblicher Kostensenkungen mit rund 3 Euro pro Liter teuer und nicht konkurrenzfähig sein. Wasserstoff gehört dorthin, wo er wirklich gebraucht wird – in Industrie, Schifffahrt und Luftverkehr. „Technologieoffenheit darf kein Deckmantel für Stillstand sein. Wir müssen klare Zeichen für Elektromobilität und eine starke Energiewende setzen.“ Er erinnerte daran, dass Deutschland jährlich Milliarden für Öl- und Gasimporte ausgibt – Geld, das besser in Erneuerbare Energien und heimische Wertschöpfung fließen sollte.
Ebenso wurde klar, dass der weltweite Automobilmarkt inzwischen von den Trends in China dominiert wird. Europäische, oder gar spezifische deutsche Regelungen haben einen sehr geringen Einfluß auf die Konzernumsätze.
Was es jetzt braucht
In der lebhaften Diskussion wurden zentrale Handlungsfelder deutlich:
- Bürokratie abbauen: Förderanträge und Genehmigungen müssen schneller, digitaler und einfacher werden – damit Innovationen nicht an Formularen scheitern.
- Innovation fördern: Forschung ist da – jetzt muss sie auch in marktfähige Produkte und neue Geschäftsmodelle fließen. Besonders Start-ups verdienen stärkere Unterstützung.
- Klare Richtung vorgeben: Technologieoffenheit darf kein Ausweichen sein. Die Politik muss Prioritäten setzen – und die Weichen entschlossen Richtung Klimaneutralität stellen. Das heißt auch: Kein Aufweichen des EU-Ziels 2035 den letzten Verbrenner zu produzieren!
- Weiterbildung erleichtern: Qualifizierungsprogramme müssen verständlicher und motivierender werden, damit Beschäftigte im Wandel echte Perspektiven behalten.
- Nachhaltige Technologien voranbringen: Autonomes Fahren, Sharing-Modelle, E-Mobilität – Zukunft braucht verlässliche Rahmenbedingungen und eine moderne Lade- und Digitalinfrastruktur.



Hoffnung durch Zusammenarbeit
Trotz aller Herausforderungen blieb der Abend von Zuversicht geprägt.
- Klaus-Dieter Hoeflich lobte den offenen Austausch zwischen Politik, Wirtschaft und Beschäftigten: „Nur gemeinsam schaffen wir den Wandel.“
- Bernd Grube hob hervor, dass Demokratie und Rechtssicherheit Grundlage jeder erfolgreichen Transformation sind.
- Prof. Wietschel sah in der Demokratie selbst die Quelle von Hoffnung und Stabilität.
- Tayfun Tok MdL betonte: „Wir haben die klugen Köpfe, die Ideen und die Tatkraft – wir krempeln die Ärmel hoch.“
- Matthias Pfeiffer erinnerte an die Innovationskraft der Region, von groĂźen Konzernen bis zu den vielen kreativen Start-ups.
Fazit: Wandel gemeinsam gestalten
Die Transformation der Automobilindustrie ist mehr als ein Strukturwandel – sie ist ein gesellschaftliches Zukunftsprojekt. Sie fordert Mut, Entschlossenheit und Zusammenarbeit auf allen Ebenen.
Der Abend in Feuerbach zeigte: Wenn Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft an einem Strang ziehen, kann Stuttgart nicht nur Industriestandort bleiben – sondern Vorreiter einer klimafreundlichen, sozialen und innovativen Mobilität werden.