In der Sitzung am 11. Juli 2023 haben die Fraktionen der SPD und Bündnis 90 / DIE GRÜNEN gemeinsam den folgenden Antrag eingereicht, der vom Bezirksbeirat einstimmig angenommen und an die Verwaltung weiter geleitet wurde.
Antrag
Der Bezirksbeirat Süd fordert die Verwaltung auf, Stuttgart-Süd zum Modellstadtteil für das Ziel der Klimaanpassung zu machen und die unten aufgelisteten Maßnahmen zur
Anpassung des Stadtraums an den Klimawandel in den Bereichen Begrünung / Entsiegelung sowie Blaue Infrastruktur / Wasserversorgung / Überflutungsschutz für den Stuttgarter Süden zeitnah zu prüfen, umzusetzen oder zu berichten, warum eine Umsetzung nicht erfolgen kann:
Thema Begrünung und Entsiegelung
- 1Konsequente Begrünung der U-Bahngleise mit einer sog. Mangerwiese im Zuge der Baumaßnahmen für die Verlängerung der Bahnsteige am Erwin Schöttle Platz, am Biehlplatz und am Südheimerplatz, sowie in Kaltental.
- Zwei bis drei pilothafte Begrünungen von Fassaden an öffentlichen Gebäuden (z.B. Marienschule, Jugendhaus/Stadtteilbibliothek Heslach, Universitätsgebäude BB oder das Gemeindehaus der ev. Kirchengemeinde an der Böblingerstraße)
- Zwei pilothafte Pflanzennetze auf dem Marienplatz und auf dem Südheimer Platz, die durch Bepflanzung eines luftdurchlässigen Sonnensegel für die Beschattung sorgen.
- Hausbesitzern finanzielle Anreize zur Begrünung von Fassaden und Balkonen anbieten. Stuttgart steht mit seiner extremen Topographie vor enormen Herausforderungen und muss daher die Klimaanpassung deutlich schneller als andere Städte verwirklichen, weshalb wir alle Kräfte bündeln müssen – die städtischen und auch die aus der Zivilgesellschaft. Daher müssen neben den hier aufgelisteten Anreizen (siehe hier) weitere finanzielle Anreize an Hausbesitzer, Investoren, etc. gemacht werden.
- Einrichtung neuer / Freigabe vorhandener Grünflächen für die Nutzung in Urban-Gardening-Projekten
- Prüfung und zeitnahe Umsetzung der Baumpflanzungen im öffentlichen Raum wie im Jahr 2012 geplant (z.B. zur fußgängerfreundlichen Verkehrsführung und Beschattung an Kreuzungen). Ggf. provisorische Umsetzung mit Pflanzkübeln und Bewässerung.
Blaue Infrastruktur / Wasserversorgung / Überflutungsschutz
- Vier Trinkbrunnen an den großen Plätzen (Marienplatz, Erwin Schöttle Platz und Biehlplatz und Südheimer Platz).
- Zwei pilothafte Bereiche zur Renaturierung des Nesenbachs
- Prüfung des Baus eines Regenrückhaltebeckens im Nesenbachtal
- Pilothafte Grünflächenbewässerung mit Regenwasser auf der Karlshöhe
- Pilothafte Errichten von 3 Hydranten an der Böblingertstraße und vor dem Stadtbad Heslach, an denen Baumpaten kostenfrei an Wasser zur Bewässerung der umliegenden Bäume kommen.
- Pilotierung dezentraler Systeme zur Wasseraufbereitung für die Bewässerung von Straßenbäumen und Pflanzkübel mit vor Ort aufbereitetem Grau-/Schwarzwasser. (entsprechendes Projekt wird vom Klima-Innovationsfonds gefördert).
Begründung:
Der vergangene Sommer war der heißeste in Europa seit mindestens 500 Jahren. Was früher ein extrem heißer Sommer war, ist heute ein durchschnittlicher Sommer – aus extrem wurde normal! Die Hitze ist für Viele belastend, besonders für Kleinkinder, Alte und Kranke.
Für manche war der letzte Sommer sogar tödlich. Stuttgart muss sich auf deutlich mehr Extremwetter einstellen. Experten rechnen im Jahr 2050 mit bis zu 50% regenreicheren Wintern und deutlich mehr Starkregen. Gleichzeitig werden sich die Hitzetage mit über 30 Grad Celsius mehr als verdoppeln. Stuttgart muss sich auf diese Entwicklung vorbereiten. In den stark verdichteten innerstädtischen Bereichen bestehen nur noch wenige Möglichkeiten zur Etablierung von Grünanlagen. Vor dem Hintergrund der mit der Klimaerwärmung einhergehenden zusätzlichen Aufheizung unserer Städte ist das jedoch notwendig, um das Wohnen in den Innenstädten auch langfristig möglich zu machen. Die Möglichkeiten bestehen in der Verwendung von Dach- und Fassadenbegrünungen, Im Pflanzen einzelnerBäume und in der Begrünung von Straßenbahngleisen. Mit Gleisbettbegrünungen lassen sich stadtökologische Vorteile (Wasserrückhalt, Verdunstung, Verminderung einer Aufheizung, Feinstaubbindung) erreichen. Darüber hinaus tragen sie zu einer Verminderung der Fahrgeräusche von Straßenbahnen bei, wodurch die Lebensqualität insbesondere der Anwohner*innen steigt. Es lässt sich zudem durch eine gelungene Gleisbettbegrünung eine wesentliche Verbesserung des Stadtbildes erreichen.
Der Klima-Fahrplan der Stadt definiert zehn Maßnahmen zur Klimaanpassung, die wir hier berücksichtigt haben.
Um sich vor Extremwetterereignissen künftig besser schützen zu können, sollten die Empfehlungen aus dem Abschlussbericht zu Net-Zero Stuttgart herangezogen werden, dendie Unternehmensberatung McKinsey & Company zusammen mit der Stadtverwaltung erarbeitet und vorgelegt hat. Der hier vorgelegte Antrag ist lediglich die Ableitung dieser Erkenntnisse für den Stuttgarter Süden.
Die Stadt muss alle Möglichkeiten zur Klimaanpassung nutzen, um die geforderten Ziele einhalten zu können. Bei unserem Vorschlag handelt es sich ausschließlich um Projekte der Grün- und Freiraumentwicklung, wie sie im Städtischen Klima-Fahrplan bereits definiert sind. Innerhalb des Bezirksbeirats gibt es über diese Forderungen einen breiten Konsens und auch Möglichkeiten zur Umsetzung. Die Stadt ist gezwungen die gesetzten Ziele vehementer und mit mehr Nachdruck umzusetzen – ein Modellstadtteil ist eine gute Möglichkeit den Städtischen Klima-Fahrplan mit mehr Nachdruck zu verfolgen.
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